Alexander Peschko


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Schnell wie die Sonne (to the memory of ...)

Schnell wie die Sonne ist eine Paraphrase über den Roman “Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny. In abstrakten Bildern werden Aspekte des Romans aufgegriffen und behandelt, die unter der Oberfläche der unterhaltsamen Beschreibung der Franklin`schen Abenteuer nur gelegentlich hervorschimmern: z.B. John Franklins Sehnsucht nach dem Nordpol, wo die Sonne nicht untergeht und die Zeit nicht abläuft oder sein Wunsch sich “zu Tode zu verlangsamen“,...





...Hühner kamen überall vor, wo Häuser standen, es war eine Last. ...

Einer seiner Onkel war Seefahrer gewesen und hatte den nördlichsten Teil der Erde gefunden, so weit weg, dass die Sonne nicht unterging und die Zeit nicht ablief.

Auf dem Friedhof kannte John sich aus. Die erste Zeile auf allen Grabsteinen hieß: "To the memory of" . Er konnte lesen, aber er vertiefte sich lieber in den Geist der einzelnen Buchstaben. Sie waren im Geschriebenen das Dauerhafte, das immer Wiederkehrende, er liebte sie....

Ich möchte richtig rasen können, dachte er, ich möchte sein wie die Sonne, die zieht nur scheinbar langsam über den Himmel! Ihre Strahlen sind schnell wie der Blick des Auges, sie erreichen frühmorgens auf einen Schlag die fernsten Berge. "Schnell wie die Sonne!" sagte er laut und ließ sich in die Kissen zurückfallen...

...Jetzt wollte er nicht mehr schnell werden. Im Gegenteil, er wollte sich zu Tode verlangsamen...

...Am gegenwärtigsten war das Licht, wenn es beim Aufblitzen direkt in Johns Pupille traf. Was er sonst noch sah, musste schon vorher geleuchtet haben, es leuchtete jetzt nur noch in seinem eigenen Auge, ein vergangenes Licht.

...Ganz klar fühlte John plötzlich, wo sein Herz saß, wie jeder, der weiß, dass der Tod perfekte Sache ist...

...Ein Ausruf ließ ihn nach unten blicken: im klaren, flachen Wasser lagen zahllose Erschlagene auf dem Grund, etliche mit blauen Röcken, viele mit geöffneten Augen nach oben sehend. Schrecken? Nein. Natürlich lagen sie da.

"Wir haben bald Frieden" , sagte Dr. Orme. "Es wird keine Schlachten mehr geben."

"Wir sind Forscher und keine Eroberer."

Für den Krieg waren alle zu langsam, nicht nur John.

...Kein System mehr! Nicht eine Pose des Überblicks, sondern wirklicher Überblick aus der Beobachtung der Einzelheiten. Navigation.






Sieg und Niederlage gab es gar nicht. Es waren willkürliche Begriffe, die in den von Menschen gesetzten Zeitvorstellungen umherschwammen.

"Was von mir übrigbleibt, muss nicht jedes Mal ich selbst sein."

Am 15. Juli, Franklin stand eben mit dem Sextanten an Deck und schoss einen Stern, meinte er aus den Eisfeldern hinter dem Deck der Erebus einen Schrei zu hören, lauter als der Schrei jedes Menschen. Erstaunt setzte er das Gerät ab und starrte nach achtern. Nichts Außergewöhnliches war zu sehen. Hinter der Terror schlich das riesige Ei der Sonne am Horizont entlang nach Osten. Tausende von Schollen ragten wie eine rotgläserne Stadt, aber eine bewegliche, die sich zusammen mit den Schiffen nach Süden voranfraß und nie damit aufhörte. John sah auf das glühende Ei am Horizont und dachte: Wieso eigentlich Sonne, was heißt Sonne?...

...Immerzu sah er weiter das rote Ding am Himmel und die gläserne Stadt. Die hatte sich doch früher nicht in jedes Bild gemengt? Und wie hieß dieses Ding, dieses helle Ding? Jetzt wusste er: es war etwas passiert.

Franklin saß an Deck, blickte in die Sonne, deren Namen er nicht mehr kannte, und gab sich gut gelaunt und hoffnungsvoll....




Fotos: Stefan Oldenburg >


Mitwirkende: Tanztheaterensemble zwischenTANZ

Christine Brauss, Clemens Happe, Nicole Mayer, Alexander Peschko, Antje Reinhard

Hühnerensemble: Gertrud, Annabell, Celestine, Frida, Gloria, Iphigenie, Jennifer, Berta, Madonna, Friedhild und Hannelore

Musik: Brian Eno, Johann Sebastian Bach

Idee und Regie: Alexander Peschko

Herzlichen Dank an Herrn Pabel für seine Unterstützung und die Bereitstellung seiner Hühner.













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